
Höhenprofil Tag 2
Montag, 25. August 2025
Tag 2: Epische Wanderung
Rifugio Gardetta - Passo di Rocca Brancia - Colle Oserot - Passo Peroni - Lagi di Roburent - Colle delle Munie - Val Maira
Start: 08:30 Uhr - Stop: 16:30 Uhr - Kilometer: 29 km - Höhenmeter: +1100 hm / -1950 hm - Maximale Höhe: 2578 m - Schnitt: 5,2 km/h - Fahrzeit: 5:30 h
Die Rifugio Gardetta ist ein typisch rustikale italienische Hütte. Die Verpflegung hat eher studentisches Niveau und den Komfort muss man sich dazu denken. Allerdings ist die Gruppe, die die Hütte führt, recht engagiert. Der große Bonus ist natürlich die Lage. Besonders an einem sonnigen Morgen wie heute
Ich habe in der Nacht nur minutenweise geschlafen, wenn überhaupt. Mir geht es elend. Deshalb habe ich mir Gedanken gemacht, ob es sinnvoll wäre, den heutigen Tag umzuplanen und direkt nach Norden ins Val Maira hinunter zu fahren. Sicher wäre es sinnvoll ...
Da die für heute geplante Route entlang der Roburent-Seen aber eines der Highlights unserer Route ist, wir genau deswegen die Nacht in der Rifugio Gardetta verbracht haben und der Tag richtiges Kaiserwetter verspricht, will ich das einfach nicht einsehen. Die Höhenmeter sind überschaubar und es muss viel geschoben werden. Deshalb traue ich mir die Etappe dennoch zu. Als Nachtisch zum Frühstück muss aber dringend eine Ibu her.
Traumhafter Blick zurück zur Rifugio Gardetta.

Als erstes führt ein kleiner Anstieg zum Passo della Gardetta ...

... und noch ein Stück weiter zum Rocca Brancia.

Die Abfahrt von dort ist kurz ...

... aber sehr fotogen.

”Normale“ Touren fahren auf dem Traumtrail bis hinunter bis ins Val Stura. Wir steigen dagegen wieder ein kurzes Stück nach oben zum Colle Oserot. Von dort blicken wir in eine gewaltige Schottersenke, die von hier keinen erkennbaren Ausgang hat. Auf der anderen Seite sieht man allerdings unseren weiteren Weg.

Bis dorthin steht aber etwas Arbeit an: erst die Räder über losen Schotter ins Loch runter schieben und dann einige Geröllhalden überklettern. Nur vereinzelt ist der ehemals gut ausgebaute Militärweg noch zu erkennen.

So sieht am Ende der Blick zurück zum Colle Oserot aus.

Wir sind völlig alleine in dieser unwirtlichen Gegend, die beim heutigen Wetter natürlich einfach nur genial ist.
Als wir am Passo la Croce Orientale ankommen, dem höchsten Punkt des heutigen Tages, schöpfe ich etwas Hoffnung, dass die Schieberei ein Ende hat.

Kurze Fahrstücke tun sich auf ...

... auf der Querung zum Passo Peroni, wo die Roburent-Seen das erste Mal zu sehen sind.

Doch der Fahrspaß ist nur von kurzer Dauer. Der Trail ist einfach dermaßen mit Muren vollgeschüttet, dass an Fahren überhaupt nicht zu denken ist. So Schieben wir die Räder weiter durch die wilde Berglandschaft.
Kurz vor dem Lago Mediano di Roburent ist der Weg komplett zerstört und wir hoppeln quer durchs Gelände bis zum See hinunter.

Dieser hätte tatsächlich Badetemperatur, doch mit meiner Erkältung lasse ich es bleiben. Bis jetzt halte ich ganz gut durch.

Hinter dem See geht es eine kleine Geländestufe hinauf zum Lago Superiore di Roburent. Dort sind auch zahlreiche Wanderer bzw. Tagesausflügler unterwegs, die aus dem Val Stura herauf kommen.

Kurz nach dem See überqueren wir am Colle di Roburent zum ersten Mal die Grenze nach Frankreich und können endlich wieder fahren.

Der Lac de l'Orrenaye ist der letzte größere See hier oben. Wir können nun leicht bergab eine ganze Weile fahren, bevor es zum Col de la Gipière und weiter zum Colle delle Munie wieder neben die Räder geht.
Diese 200 hm sind letztendlich eine Nummer zuviel für meinen angeschlagenen Zustand. Auf die hätte ich gerne verzichtet. Aber das war es zum Glück mit bergauf für heute.
Am Munie empfängt uns Italien mit einer wahrhaft steifen Brise. Keine Gelegenheit für eine kleine Pause.

Noch ein paar flache Meter zum Passo della Cavalla, dann geht es endlich hinunter ins Val Maira. Fahrend! Und wie!

Ein absolut perfekter Trail windet sich ins Tal hinunter.

Bilder gibt es von der weiteren Abfahrt leider keine. Die etwa 1.000 hm vom Passo Cavalla ins Val Maira nach Saretto sind aber eine tolle Belohnung eines doch sehr fußlastigen Tages. Der perfekte S2-Trail, der weiter unten in S1 übergeht, führt uns bis Saretto. Vielleicht die beste Abfahrt der ganzen Tour?
Leider ist in Saretto in der hübschen Taverna Visaisa kein Platz mehr zum Übernachten frei. Erst in Ponte Maira in der Locanda Mistral werden wir fündig. Allerdings mit Shuttle-Service. Wir bekommen nämlich zwei Appartments im fast 200 hm tiefer gelegenen Acceglio zugewiesen. Eines für die Kranken und eines für die Gesunden
Wir lassen also die Räder stehen und werden mit dem Auto nach unten gefahren, zum Abendessen wieder abgeholt, nachts wieder hinunter gefahren und zum Frühstück dann noch mal geholt. Hat super funktioniert. Die Unterkunft ist aber auch ohne Fahrdienst eine echte Empfehlung.
Fazit zum heutigen Tag: Natürlich ahnte ich, was uns erwartet. Aber so richtig glaubt man es ja erst, wenn man die Strecke selbst ausprobiert hat. Zwischen Oserot und den Roburent Seen fährt man so gut wie keinen Meter. Also ziemlicher Blödsinn. Es ist aber ein Fußmarsch in überwältigender und einsamer Berglandschaft. Besonders, wenn das Wetter passt. Im Nachhinein fand ich diese Passage die beeindruckenste der gesamten Tour. Das relativiert den Blödsinn. Verrückte Dinge sind ja meistens die spannensten :)