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Höhenprofil Tag 7
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Mittwoch, 23. Juli 2003

Tag 7: Ein Platten zuviel führt nach Andalo

Spitzner Alm - Brezner/Clozner Joch - Cles - Spormaggiore - Andalo Streckenbeschreibung

Start: 07:15 Uhr - Stop: 18:00 Uhr - Kilometer: 81 km - Höhenmeter: +1560 hm / -2340 hm - Maximale Höhe: 1933 m - Schnitt: 12,7 km/h - Fahrzeit: 4:50 h

Ich wache mit einigem Unwohlsein auf, der Wein ist anscheinend noch nicht komplett verdaut. Also erst mal Birne freiradeln heute morgen. Von der Hütte haben wir nach Norden einen schönen Blick über das gesamte Ultental und den Bergkamm, der das Tal auf der anderen Seite vom Vinschgau trennt, wo zum Beispiel der Tarscher Pass liegt, den Elmar und Ralph heute bezwingen wollen. Wir brechen fast zeitgleich mit den anderen vier Bikern auf, lassen diese aber ziemlich schnell hinter uns. Es ist einigermaßen bewölkt, aber trocken. Ein Trail führt uns am Berg entlang Richtung Gamper-Alm (1876 m). Zunächst ist der Pfad noch gut fahrbar, wird dann aber technischer. Im weitern Verlauf zur Castrin Alm (1813 m) ist dann eine Weile Schluss mit Fahren und wir müssen teilweise über Kuhscheiße und durchweichte Wiesen stapfen. Erst kurz vor der Alm schwingen wir uns wieder aufs Rad. Nach kurzer Suche finden wir dort auch den Weg zur Laurein Alm (1728 m) und weiter geht es über einen Trail durch den Wald. Das gesamte Stück hat uns bisher ordentlich Zeit gekostet und es zeigt sich noch einmal, dass wir ohne das Glück mit der Übernachtung gestern in völliger Dunkelheit hier herumgeeiert wären. Daran wären letzlich aber die Regenpausen schuld gewesen.

An der Laurein Alm machen wir eine längere Pause, die Alexander zu einem halbstündigen Telefonat mit einem Kollegen nutzt. Etwas genervt muss ich mit ansehen, wie er seinen Arbeitgeber mit der Handyrechnung langsam in den Ruin treibt. Ich schaue mir in der Zwischenzeit die Gegend an, sehe aber außer der Brenta im Süden nichts Bekanntes. Überhaupt ist die ganze Passage nicht im geringsten mit der Alternative über das Rabbijoch zu vergleichen. Landschaftlich herrscht wirklich ziemliche Flaute. Da fasziniert sogar die neugebaute Straße unten im Tal, die noch nicht auf meiner Karte eingezeichnet ist, und die das Val di Sole mit dem Ultental verbindet. Der weitere Weg führt uns auf einer nahezu endlosen Schotterpiste fast 10 km leicht bergab bis zum Brezer Joch (1397 m), das praktisch mitten im Wald liegt. Noch ein paar Kilometer und wir sind am Clozner Joch (1375 m), welches kaum als solches zu erkennen ist. Nun sollte es eigentlich hinunter gehen nach Cloz, doch wir erwischen den falschen Weg und landen an einer kurzen Rampe, die uns nochmal fast 200 hm hinaufführt auf den M.Ozol. Zunächst wissen wir nicht einmal, ob wir richtig sind, als aber unsere Übernachtungskollegen angerollt kommen, geht es unbesorgt weiter. Ein kurzer knackiger Trail führt hinunter bis zur einer Schotterpiste, wo wir es im wahrsten Sinne krachen lassen. Es macht nämlich Pffft und Alexander hat seinen nächsten Platten.

Kein Thema, oder? ... Mein Ersatzschlauch ist platt vom Eisjöchl, Alexander hatte dort einen Ventilabriss. Na gut, müssen wir halt flicken. Die vier Biker passieren uns nun mit besten Grüßen, aber wir kommen schon klar, müssen nur flicken. Ja, wenn es so einfach wäre. Alexander hat nämlich einen Bremsplatten. Der Schlauch ist Zentimeterlang aufgeschlitzt, also ab in die Tonne, bleibt nur noch mein alter platter. Der Durchschlag ist mit zwei Flicken gefixt, doch was ist das, ich habe noch zwei Löcher. Ein Doppeldurchschlag, Gruß ans Eisjöchl. Ein Blick auf unser Reparaturdöschen, aber da ist nur noch ein Bapperl übrig. Wo waren wir gestern? In Meran im Bikeshop, aber wir haben weder Schläuche noch Flicken gekauft. Was für eine Glanzleistung. Wir versuchen nun mit dem verschiedensten Dingen das verbliebene Loch zu stopfen, mit einem schon mal benutzten Flickerl, mit einem Stück Schlauch, es nutzt alles nichts. Den letzten Kilometer bis Revo (725 m) fährt Alexander paraktisch auf der Felge. Die Geschichte geht noch weiter. In dem Örtchen gibt es weder im Supermarkt, noch an einer Tankstelle irgendwelches Fahrradzubehör. Ich sehe uns in Gedanken schon die 10 km bis zum nächsten größeren Ort Clez laufen. Doch wir haben Glück. Ein Italiener findet uns niedergeschlagen vor dem Supermarkt und deutet uns an, dass er einen Schlauch besorgen kann. Nach einiger Zeit kommt er wieder ... mit einem 24" Schlauch. Möchte mal wissen, wo er so etwas hier überhaupt herbekommen hat, aber was bringt es? Selbst unter größten Mühen geht das Ding nicht in Alex' Laufrad hinein. Der Italiener verschwindet noch einmal und bringt tatsächlich noch einen 26er Schlauch an. Na bitte, alles roger! Wir entlohnen ihn fürstlich für seine Mühen, decken uns im Supermarkt noch mit einem umfangreichen Menü ein und verputzen das Zeug auf einer Bank mitten in Revo. Frustessen bei Sonnenschein. Meinen Kater habe ich inzwischen auch völlig vergessen.

Ponte Viadotto über den Lago di S. Giustina bei Clez
Ponte Viadotto über den Lago di S. Giustina bei Clez

Die weitere Route über Male und Madonna di Campiglio können wir stecken. Der ganze Spaß hat uns mindestens 2 Stunden gekostet und erfordert eine Routenänderung. Wir wollen auf jeden Fall zuerst nach Clez (658 m) um einem Bikeladen zu finden. Von dort werden wir unspektakulär das Val di Non entlangfahren und schauen, wie weit wir kommen. Zunächst überqueren wir den ziemlich abgemagerten Lago di S. Giustina auf der Ponte Viadotto und finden in Clez auch einen ordentlichen Bikeladen, der natürlich über Mittag geschlossen ist. Zufällig erwische ich die Besitzerin vor der Tür und bekomme so doch noch die herbeigesehnten Sachen.

Über Seitenstraßen und kleinere Orte fahren wir den ganzen Nachmittag das riesige aber langweilige Val di Non entlang. In Spormaggiore geht nichts mehr und wir besuchen den nächsten Supermarkt. Leicht gestärkt schaffen wir uns noch die Straße bis Andalo (1041 m) hinauf, um dann endgültig aufzugeben. Der Ort ist gerammelt voll mit Leuten, die das Bikeralter schon lange hinter sich haben. Die Touristinfo redet Alexander mir aus und so landen wir im nächstbesten Hotel, was wir aber schnell bereuen. Das Durchschnittsalter ist noch höher, als auf der Straße und der Preis für die Übernachtung schlägt alle von mir gekannten Rekorde, 55 Euro ÜF. Dafür sind wir die Attraktion für die übrigen Gäste im Speisesaal.

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